Freitag, 10. Januar 2014

Am Anfang ...

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde, so steht es zumindest am Anfang des ersten Buch Moses. Als geborener Atheist habe ich mich zumindest immer gefragt, ob Gott die Welt erschaffen hat, oder ob sie nicht doch durch den Urknall entstanden ist. Dabei war mir erst einmal die Frage nach der Existenz Gottes vorerst unwichtig. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bemerkte ich, dass beide Theorien sich sehr ähnlich sind, sie nur ihren Impuls anders benennen.

Was ich damit meine? Stellen wir uns einmal vor, die Welt wäre wirklich durch den Urknall entstanden, so gibt es folgende Probleme: einerseits müsste Materie vorhanden sein, aus der alles entstehen kann, andererseits müsste es einen Raum geben, in dem dieser Prozess abläuft, und zuletzt müsste ein Impuls vorhanden sein, der den Prozess beginnt.

Laut Urknalltheorie war das Universum zum Zeitpunkt des Urknalls auf einem minimalen Punkt komprimiert, so dass der Raum als ein Punkt uns somit dimensionslos betrachtet werden kann, die Zeit war bei null und die Materie des Punktes ging in Richtung unendlich. Von hier aus kann man zwei Möglichkeiten des Ursprungs betrachten: auf der einen Seite könnte dieser Punkt aus dem Nichts entstanden sein und sich sofort ausgedehnt haben, auf der anderen Seite könnte es ein «Negativuniversum» gegeben haben, so dass vor der Dekompression eine Kompression stattfand, deren Impuls dann zum Urknall führte. Als einfaches Bild könnte man sich hierbei ein Pendel vorstellen, welches in x-Richtung ausgelenkt wird und dessen Ruhezustand bei x = 0 liegt. Somit wäre unser Universum im Bereich von x > 0 und das «Negativuniversum» bei x < 0.

Jedoch haben beide Ansätze logische Probleme, denn im ersten Fall stellt sich die Frage nach der Herkunft des Punktes, insbesondere seiner Materie und seines Impulses. Nach der physikalischen Bedingung, dass aus nichts nichts enstehen kann, ist dies also nicht möglich. Könnte es also etwas geben, was diesen Punkt erschaffen hat? Ja, dass wäre theoretisch möglich, jedoch stellt sich hierbei wiederum die Frage, woraus dieses etwas entstanden ist, aus  dem unser Universum entstanden ist. Wir gelangen hierbei in eine nicht endende Rekursion. Außerdem stellt sich die Frage, in welchem Raum sich dieser Punkt befindet. Und wenn es einen Raum gibt, in dem sich unser Universum befindet, worin befindet sich dieser Raum? Man kommt hierbei ebenfalls in eine unendliche Rekursion hinein.
Im zweiten Fall gibt es auch einige Probleme, denn es konnte beobachtet werden, dass sich Universum nicht, wie früher vermutete, mit zunehmender Größe langsamer ausbreitet und somit irgendwann wieder schrumpfen könnte, sondern es breitet sich immer schneller aus. Zusätzlich stellen sich auch hier wieder die Frage nach dem Ursprung der Materie und der Existenz eines Raumes, in dem sich unser Universum ausbreitet.

Aber was hat das mit Gott zu tuen? Das lässt sich ganz einfach auf die Frage zurückführen, dass Gott die Welt erschaffen hat, aber Gott auch aus dem Nichts entstanden sein muss, um die Welt erschaffen zu können. Und wenn es ein Wesen gibt, dass Gott erschaffen hat, wer hat wiederum dieses Wesen erschaffen? Könnte es vielleicht auch sein, dass Gott sich selber erschaffen hat? Diese Fragen stellt auch das Münchhausen Trilemma.

In der christlichen Kirchenlehre, wird dieses Problem dadurch gelöst, dass Gott immerwährend ist: er war schon immer da und wird es immer sein. Angesicht der Tatsache, dass Gott aber nicht Menschen ähnlich sein muss und er auch die Fähigkeit besitzt, dass er mit vielen Menschen Wesen gleichzeitig Kontakt aufnehmen kann, auf welchem Wege auch immer, könnte man sich auch Gott als etwas anderes vorstellen, als eine Person in welcher Form auch immer. Vielleicht ist er auch der Raum, in dem alles existiert. Und an diesem Punkt sind wir wieder bei der Urknalltheorie.

Heißt das jetzt, dass Gott existiert? Nein! Es bedeutet nur, dass am Anfang irgendetwas gewesen sein muss, dass unserer Logik, unseren Gesetzen und Regeln, und unserem Verstand widerspricht. Ob dies nun ein Gott ist oder etwas anderes, dass ist damit nicht gesagt. Aber aus meiner Sicht muss da etwas derartiges gewesen sein.

Ex nihilo nihil fit.

Aus nichts entsteht nichts – oder vielleicht doch? Diese Frage stellen sich die Menschen schon seit sie denken können. Sie ist untrennbar verbunden mit den Fragen nach der Existenz Gottes, der Frage nach dem Sinn des Lebens, woher wir kommen und wohin wir gehen, und was das erste Wort war, dass je ein Mensch sprach.

Viele Menschen beschäftigen sich mit diesen Fragen und es gibt viele Antworten darauf, auch wenn keine jemals als die Antwort bestätigt werden kann. Daher möchte ich mich in diesem Blog demnächst damit beschäftigen, um einerseits einen Einblick dazu verschaffen und andererseits mir selber bewusst werden, was meine Antworten darauf sind, wie ich die Welt sehe, denn diese Fragen stelle ich mir selbst seit vielen Jahren. Insbesondere möchte ich dabei Antworten darauf entwickeln, warum der Mensch an Gott glaubt, und was vor Gott war. 


Oder gab es Gott schon immer, weil er immerwährend ist, und der Mensch hat ihn erst für sich entdeckt? Vielleicht glaubte der Mensch aber schon bevor seiner Menschwerdung daran, also müssten auch Affen ein Verständnis von Gott haben, und wenn Affen an Gott glauben, glauben dann auch noch andere Tiere an Gott? Haben sie eine Vorstellung vom Tod, vielleicht sogar eine von einem Leben danach? Fragen über Fragen.


Insofern viel Spaß dabei, sich selber solche Fragen zu stellen und eigene Antworten darauf zu finden, denn es gibt nicht die eine Wahrheit – oder doch?